Dienstag, 29. Oktober 2013, Nuwara Eliya
Heute war ein echter Abenteuertag – Reiseabenteuer nach meinem Geschmack. Wir hatten keine gefährliche Safari auf dem Programm, wir wollten nicht Bergsteigen oder Tauchen – nein, wir besuchten eine Teefabrik, vier Kilometer nördlich der Stadt. Wir nahmen aber den Bus :-)
Die Srilankesen fahren hauptsächlich Bus, die gibt es hier auch sehr viele. Das Abenteuer fing also damit an, am Busbahnhof den Richtigen zu finden – gucken, laufen, fragen und dann saßen wir in einem, der dahin fahren sollte, wohin wir wollten (hoffentlich!).
Wir hatten gute Plätze vorne. Aber dann wurde es erst richtig spannend. Der Schaffner hörte nicht auf, den Bus auszurufen und immer mehr Menschen stiegen ein. Als der Bus endlich losfuhr, war er dermaßen überfüllt, dass Thiess sich ganz an mich rankriechen musste, um noch atmen zu können.
In dem Moment fragt man sich: »Sitzen wir überhaupt richtig?«, »Wie wissen wir, wann wir aussteigen sollten?« und vor allem »Wie kommen wir hier jemals wieder raus?«
In so einem überfüllten Bus/U-Bahn/Zug habe ich noch nie gesessen und als er dann noch heftig bremste und alle Menschen nach vorne geschleudert wurden, war mein Entsetzen komplett. Ich hielt Thiess gut fest und versuchte mich dem Abenteuer einfach hin zu geben.
Zum Glück stiegen nach 10 Minuten die meisten Leute aus und konnten wir mit freier Sicht unsere Teefabrik sehen und unbekümmert aussteigen.
Die Teeplantage und -Fabrik war schön aber unspektakulär. Die Rückfahrt dann wieder Abenteuer pur :-) Der Bus in den wir stiegen war entspannt leer – kein Problem. Aber dem Motor gings nicht gut. Ein Mitfahrer musste die ganze Zeit in dem Motor »pumpen« während er fuhr, sonst ging er rasselnd aus. (Der Motorblock ist IM Bus in einer Kiste neben dem Lenker.) Der Fahrer war nach einer Weile nicht mit dem Ergebnis einverstanden – das Geräusch gefiel ihm nicht, deswegen stoppte er und ging mit Schraubenschlüssel ans Werk. Leider brachte auch das nicht das gewünschte Ergebnis, woraufhin alle ausstiegen und auf den nächsten Bus warteten – niemand außer wir bekam das Fahrgeld wieder – komisch und auch empörend für die anderen Fahrgäste, die im nächsten Bus dann nochmal zahlen sollten.
Zurück in Nuwara Eliya willigten Thiess und Etienne ein, im Restaurant »Milano« Mittag zu essen. Ich hatte das Etablissement auf dem Hinweg gesehen und mich amüsiert, dass ein Restaurant mit diesem Namen srilankesische und chinesische Küche anbot – und keine Pizza.
Restaurants sind nicht so einfach hier – meistens sind es nur ein paar Tische in einem dunklen Raum hinter der »Bratstelle«. Es sieht nicht schön aus und sicher nicht gemütlich, aber Restaurant Milano war ein bisschen anders. Gemütlich war es nicht aber lebendig, gut besucht und mit Stil wurden wir von Kellnern in weißem Hemd und schwarze Fliege bedient, was auch hier ein wenig deplatziert wirkte. Für Thiess gab es Pommes und wir wählten unser eigenes Essen – es hat sehr gut geschmeckt. Als der Strom ausfiel, und es recht dunkel wurde, reagierte niemand, alles ging einfach weiter.
Wir haben keinen Berg bestiegen, sind nicht getaucht aber waren mittendrin im Leben – ungeschützt, ohne Gitter oder Scheibe, und haben uns wohl dabei gefühlt, so weit sind wir schon gekommen. Ganz nach meinem Geschmack!