Zugfahrt

Freitag, 11. Oktober 2013

Heute mit dem Zug von Negombo (ab 10:30h, 100 Ruppies = 0,60€, 3. Klasse) nach Colombo (an 12h). Dann weiter (ab 14:40, 550R, 2. Klasse) nach Weligama (an 17:30h).

Ich fahre gerne Zug, sowieso - hier ist es grandios. Wind weht durch die offenen Fenster und Türen, ...
kühlt angenehm die Hitze. Nach einem unerwarteten Ansturm auf dem Bahnsteig landen wir im übervollen Zug.

Thiess darf sich schnell in einer Zweier-Reihe zwischen die beiden freundlichen Srilankesen quetschen und tut das erstaunlich unkompliziert und respektvoll. Auch Rachel bekommt nach einer Weile einen Platz zugeschustert. Freiwerdende Plätze scheinen durch den Aufstehenden Passagier offenbar nach Wunsch »vergeben« oder »vererbt« zu werden. Frauen und Kinder zuerst. Ich stehe. Zwänge mich zur offenstehenden Tür; der beste Platz.

Links zieht der Indische Ozean vorüber, mit wilden Wellen Gischt versprühend. Rechts huschen Ortschaften vorbei, dann Hütten und Baracken im Palmenwald. Die Rückseite der bewohnten Welt: Wäscheleinen voller Kleider, spärliche Gärtchen, Menschen beim Duschen und Kämmen, beim Plaudern am Zaun, die Hühner im Hinterhof, eine Ziege, eine Frau mit Lockenwicklern, ein träger Hund, plötzlich ein besonders hübsch zurecht gemachter Garten, große Haufen Kokosschalen, Müllberge, Kompost, ein kaputter Kühlschrank.

Der nicht endende Sound alter Bahnwaggons auf noch älteren Gleisen; und ständig die schrille Hupe des Zuges, die Menschen und Kühe warnt.

Bahnübergänge sind die wirklichen Höhepunkte: an den Schranken sammeln sich wartend Menschen, Tiere, Tuktuks, Fahrräder, Mopeds, Lastwagen, Busse; am Rande der Schrankenwärter neben seinem Hüttchen; der anschwellende Klang der Schrankenglocke; kurz wird ein Einblick in die Hauptstraße möglich, vielleicht ein kleiner Verkaufsstand, eine Tankstelle - und: vorbei. Die Schrankenglocke hallt nach.

Es riecht nach dem Curry, das der Mann neben mir aus seiner Plastiktüte kruschtelt, nach der Kloake am Rande der Ortschaft, nach dem Rasierwasser der gutgekleideten Studenten, nach Schweiß, nach Meer.

Tropischer Regen kommt auf, durch die Türen sprüht es herein, die Landschaft färbt sich dunkelgrün, draussen rennen die Menschen, spannen bunt-leuchtende Regenschirme auf.

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